Trennungen sind schmerzhaft. Man fühlt sich ausgelaugt, deprimiert, antriebslos. Laut Psychologen kann eine Trennung sogar eine regelrechte Existenzkrise auslösen. Das Letzte, wonach einem der Sinn steht, ist der Weg ins Büro. Dennoch kann im Berufsalltag selten darauf Rücksicht genommen werden, ob jemand unter Liebeskummer leidet. So schmerzhaft das Ende einer Beziehung auch ist, in der Regel ist eine Trennung kein anerkannter Grund, zu Hause zu bleiben. Ausnahmen gelten lediglich beim Tod des Partners. In diesem Fall gibt es meistens die Möglichkeit, sich vom Arbeitgeber mehrere Tage freistellen zu lassen. Dabei entscheidet der Arbeitgeber, ob der Sonderurlaub gewährt wird. Außerdem existieren in vielen Tarifverträgen explizite Regelungen für derartige Sonderfälle.
Das eine Krankschreibung für Liebeskummer nicht möglich ist, ist jedoch für viele Menschen tatsächlich ein Segen. Denn der Job bietet die nötige Routine, um nicht völlig im eigenen Elend zu versinken. Das bestätigt auch die Psychotherapeutin Prof. Anna Schoch aus München: „In dieser Situation gibt es gar nichts Besseres als einen Job, der einen fordert. Arbeit ist das beste Heilmittel.“
Trennung als Karrierechance
Die Therapeutin rät dazu, das Ende einer Beziehung nicht nur negativ zu sehen. Stattdessen sollte es als Chance betrachtet werden, die Karriere anzukurbeln. Denn eine Trennung schafft Raum, um sich dem Job in einer ganz anderen Intensität zu widmen. Einerseits schlicht durch die freie Zeit, die das Wegfallen einer Beziehung mit sich bringt und in der neue Projekte angestoßen und Überstunden gemacht werden können. Nach einer Trennung muss schließlich weniger Rücksicht auf das eigene Privatleben und die Pläne des Partners genommen werden. Andererseits löst ein Liebesverlust ein vermehrtes Streben nach Erfolgserlebnissen aus, das durch die Arbeit erfüllt werden kann. Schon kleine Erfolge, wie das Vorbereiten einer Besprechung oder das Halten einer Präsentation, können das angeknackste Selbstbewusstsein pflegen.
Wer durch schweren Liebeskummer so stark beeinflusst wird, dass er das eigene Arbeitspensum nicht mehr schafft, sollte das Gespräch mit dem Chef suchen. Dabei sollte man kein Mitleid erwarten, auf Verständnis kann jedoch gehofft werden. Denn auch wenn ein glatter Arbeitsablauf gewährleistet werden muss, hat ein guter Chef dabei Spielräume, die er nutzen kann. In den meisten Fällen kann ein Mitarbeiter beispielsweise für einige Zeit Verantwortung abgeben. Bei größeren Projekten könnte jetzt der richtige Zeitpunkt sein, junge Kollegen an Führungsaufgaben heranzuführen. Sobald die Krise überwunden ist, kann der Mitarbeiter wieder mit neuer Kraft einsteigen. Das private Gespräch zum Chef zu suchen, setzt allerdings ein gewisses Vertrauensverhältnis voraus.