Was die Menschen in der zivilisierten Welt erreicht haben, war auch nur deshalb möglich, weil sie die Erfahrung gelehrt hat, dass Respekt und Toleranz die Basis jeglichen Miteinanders sind. Ob länderübergreifend in der großen Politik, oder im Kleinen in Unternehmen. Dessen Erfolge im Endeffekt auch nur möglich sind weil Mitsprache und Mitbestimmung vertrauensvolle Arbeit zum Wohle aller möglich macht. Die Gründung eines Betriebsrates ist daher kein Affront gegen die Firmenleitung, sondern eine soziale Positionierung einer Belegschaft. Leider sehen das einige Geschäftsleitungen immer noch anders und machen die Hinführung zur Mitbestimmung einer gewählten Vertretung von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern zu einem ’steinigen Weg’.
Was lange währt, hat die Chance, endlich gut werden
Es gibt viele Möglichkeiten der Arbeitgeber, ihrer Belegschaft ein enges Korsett zu verpassen. Dazu zählen fragwürdige Arbeitsverträge, eine für sie lukrative Leiharbeiterquote und nicht zuletzt das versteckte Intervenieren und Schikanieren von Mitarbeitern, die sich für die Installierung eines Betriebsrates stark machen. Dass steter Tropfen den Stein höhlt, haben zwei Mitarbeiter eines in Norddeutschland ansässigen Materialwirtschaftszentrums auf grandiose Art und Weise bewiesen. Der schon häufig von Verdi und auch der IG Metall bemängelten fehlenden Mitbestimmungsmöglichkeiten setzten die beiden Männer noch einen drauf, indem sie eine bessere Bezahlung und einen respektvolleren Umgang mit den Menschen einforderten. Weil sie immer mit Repressalien der Geschäftsleitung rechnen musste, planten sie die Einberufung eines Wahlvorstandes zur Wahl eines Betriebsrates – anfangs noch konspirativ. Das Durchsickern ihres Vorhabens ließ die Geschäftsleitung zu unvorstellbaren menschenunwürdigen Mitteln greifen. Diese reichten von fadenscheinigen Gründen für eine Kündigung einiger Mitarbeiter die sich ihrem Vorhaben angeschlossen hatten, bis hin zur peinlichen Abführung durch die Polizei vom Firmengelände weil sie weiter arbeiten wollten. Schlussendlich hat ihre Beharrlichkeit die Muttergesellschaft zum Einlenken bewogen und die Wahl eines Betriebrates akzeptiert. Anfang September diesen Jahres war es soweit. In einer Persönlichkeitswahl wurden neun Betriebsräte aus über vierzig Kandidaten gewählt. Dass laut IG Metall die Interessenvertretung die Beschäftigtenstruktur nur unausgewogen wiedergibt, mag subjektiv erscheinen. Es verdeutlicht aber den Anfangsverdacht eines Mankos an Wissen der gesamten Belegschaft im Umgang mit einer Betriebsratswahl.
Umdenken ist der erste Schritt
Was jetzt kommt, bedarf einer guten Schulung aller Beteiligten. Zumal die nächsten Betriebsratswahlen schon im Frühjahr 2014 stattfinden. Denn die Fehlerquellen bei der Ausübung der eigentlichen Betriebsratsarbeit sind tückisch und liegen oftmals im Detail. Die Entscheidung menschenwürdig miteinander umzugehen, wird nicht nur dem norddeutschen Unternehmen Flügel verleihen. Sie steht generell für eine positive Entwicklung und sind für alle Beschäftigten von immenser Bedeutung. Wenn Umdenken der erste Schritt ist, dann können die folgenden Schritte nur Vertrauensbildung, fundiertes Wissen und Menschlichkeit heißen.